Herbert Siemes, Vertrieb und operative Entwicklung bei Plantile

Gründach pflanzen: So gelingt die Dachbegrünung

7. August 2024

7 Minuten

Bis zu 500.000 verschiedene Gewächsarten soll es auf unserem Planeten geben. Viele von ihnen sind tatsächlich noch unentdeckt. Für eine Dachbegrünung in deutschen Landen allerdings dürften sich nur die wenigsten dieser Pflanzen eignen.

Denn bei der richtigen Auswahl der Gründach-Pflanzen gilt es jede Menge zu beachten. Ein kleiner Fehler genügt und aus der bunten Blütenpracht wird ein unansehnlicher Moosteppich. Deshalb haben wir einen echten Experten gefragt, welche Pflanzen er für ein Gründach empfiehlt und worauf ambitionierte Hobbygärtner:innen unbedingt achten müssen:

Herbert Siemes aus dem Team Plantile® kennt vielleicht nicht jede einzelne der hunderttausenden Pflanzenarten. Als gelernter Gärtnerweiß er allerdings genau, welche Pflanzen für das schönste (und pflegeleichteste) Gründach sorgen und welche Experimente sich lohnen.

Entscheidende Kriterien: Welche Pflanzen für die Dachbegrünung?

Folgendes vorweg: Wenn wir in diesem Artikel über Dachbegrünungen sprechen, meinen wir eine extensive Dachbegrünung. Das bedeutet, ein bepflanztes Dach, das zwar begangen werden kann, aber im Großen und Ganzen eben ein Dach bleibt. Intensive Dachbegrünungen – also regelrechte Dachgärten – stellen ganz andere Anforderungen.

Lesetipp: Erfahren Sie hier alles zu den Unterschieden zwischen intensiver und extensiver Dachbegrünung.

Wenn Sie also in der Gartenfachhandlung stehen und nach den perfekten Kandidatinnen für Ihr Gründach fahnden, sollten die Pflanzen laut unseres Experten Herbert folgende Kriterien erfüllen:

#1: Unempfindlich gegenüber Hitze, auch bei langen Trockenphasen

„Auf einem Dach herrschen ganz andere Bedingungen als ein paar Zentimeter weiter unten im Garten“, erklärt der Profi. „Dächer sind dem Sonnenlicht meist besonders stark ausgesetzt. Schatten gibt es dort überhaupt nicht oder nur sehr eingeschränkt. Pflanzen für eine Dachbegrünung müssen also mit jeder Menge intensiver Sonneneinstrahlung klarkommen.

Außerdem ist eine regelmäßige Bewässerung weitgehend nicht möglich. Ein Garagendach kann ich vielleicht noch mit einem Schlauch und ordentlich Wasserdruck gießen. Für das Flachdach eines zweistöckigen Hauses reicht der Gartenschlauch allerdings nicht mehr.

Das bedeutet: Im Idealfall entscheide ich mich bei meinem Gründach für Pflanzen, die einen Sommer mit Wochen ohne Regen schadlos überstehen.“

#2: Nicht nur winterhart, sondern wintergrün

„Wenn der Sommer dann vorbei ist und es doch mal kalt wird, sollten die Gewächse auch unempfindlich gegenüber Frost sein. Aus meiner Erfahrung heraus empfehle ich Pflanzen, die mindestens -10° Celsius wegstecken können.

Fast noch wichtiger ist allerdings, dass sich die Pflanzen im Winter nicht vollständig zurückziehen. Zwar kommen sie im Frühjahr wieder, allerdings nutzen vorher andere Gewächse die so entstehenden kahlen Stellen.

Wer kein Moos, keinen Löwenzahn und keine Baumschößlinge auf seinem Dach haben möchte, achtet daher darauf, dass die gewählten Pflanzen ganzjährig einen dichten, grünen Teppich bilden.“

#3: Auf die Verträglichkeit mit der Substratschicht achten

Für unser drittes Kriterium dieser Hinweis: Eine Dachbegrünung besteht in der Regel nicht allein aus einer dicken Schicht Blumenerde. Sollten Sie schon einmal Ihre Balkonkästen umgeräumt haben, wissen Sie, warum: Erde ist verdammt schwer; vor allem, wenn sie nass ist. Dieses Gewicht würden die meisten Dächer gar nicht aushalten.

Um den Pflanzen trotzdem ausreichend Platz für ihr Wurzelwerk zu bieten und sie mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen, setzen Gartenprofis daher auf eine Substratschicht. Denn sie bietet alle Vorteile von Erdreich, besitzt aber gleichzeitig deutlich weniger Gewicht.

Herbert zum Thema Substrat:

„Nicht alle Pflanzen kommen mit Dachbegrünungssubstraten zurecht. Entscheidend ist außerdem, wie hoch die Substratschicht werden soll und darf. Im besten Fall sind die Gewächse genau auf die Substrathöhe abgestimmt.“

#4: Auf den Pflanzenmix kommt es an

Zuletzt empfiehlt Herbert, auf eine ausgewogene Mischung der Pflanzen zu achten:

„Wenn ich keine Monokultur anpflanze, sondern einen cleveren Mix, hat das gleich mehrere Vorteile: Zunächst reguliert sich der Pflanzenbewuchs quasi von selbst. An Orten mit starkem Sonnenlicht gedeihen die einen Pflanzen, an den schattigen Plätzen die anderen.

Außerdem kann ich mit der richtigen Mischung dafür sorgen, dass auf meinem Dach von Frühling bis Herbst immer etwas blüht. Das ist natürlich gut für Insekten, aber auch für uns Menschen. Denn schön aussehen soll die Dachbegrünung schließlich auch.“

Welche Pflanzen alle Kriterien für eine extensive Dachbegrünung erfüllen

Sedumgewächse auf Baumrinde

Vermutlich brennt Ihnen nun die Frage unter der Zunge, welche Wunderpflanzen gleichzeitig hitzebeständig, wintergrün sowie substratverträglich sind und dazu auch noch durchgehend blühen. Herbert verrät es uns:

„Die besten Ergebnisse haben wir in unserer Gärtnerei mit einer Mischung aus Sedumgewächsen erzielt, die auch als Mauerpfeffer oder Fetthenne bekannt sind. Wir mussten schon ein wenig experimentieren und ausprobieren, aber am Ende hatten wir unseren Plantile®-16-Sorten-Mix.

Lesetipp: Was steckt drin im 16-Sorten-Mix? Wir verraten es Ihnen.

Die Pflanzen gedeihen bestens auf einer Substratschicht von acht Zentimetern, knicken auch vor heißen Sommerwochen nicht ein und irgendwas blüht immer. Außer im Winter natürlich. Aber auch dann sind unsere Sedum nicht kleinzukriegen. Selbst wenn es so kalt wird, dass die Pflanzen aussehen wie ein Block Tiefkühlspinat, erholen sie sich wieder.“

Warum Sukkulenten nicht die beste Wahl für Gründach-Pflanzen sind

Vielerorts werden Sie in Ratgebern lesen, dass Sukkulenten sich ebenfalls gut für eine Dachbegrünung eignen. Gemeinsam mit Herbert sind wir anderer Ansicht:

„Prinzipiell würden Sukkulenten auf einem Dach schon funktionieren, allerdings gibt es für mich zwei Ausschlusskriterien:

Zum einen sind Sukkulenten sehr empfindliche Gewächse, über die man besser nicht laufen sollte. Wenn ich auch nur einen Ball vom Dach holen möchte, zertrete ich etliche Pflanzen. Bei Sedums ist das nicht der Fall, die halten eine Schuhsohle oder auch einen Hosenboden schadlos aus.

Zum anderen besitzen Sukkulenten ein unglückliches Wuchsverhalten. Nachdem sie sich im Winter zurückziehen, treiben sie rund um die Mutterpflanze wieder aus. So entstehen die bereits erwähnten kahlen Stellen, die wir nicht haben möchten.“

Also: Besser keine Sukkulenten. Es sei denn, Sie wollen Ihr Dach zur Tabuzone erklären und stören sich nicht daran, dass sich ein paar ungebetene Gäste auf Ihrem Gründach einquartieren.

Gründach selbst pflanzen: Das kommt auf Sie zu

Sagen Sie jetzt ja zur Dachbegrünung, heißt es zunächst: Statik prüfen. Nur, wenn die Traglast Ihres Daches auch ausreicht, kann es weitergehen. Außerdem sollte es wurzelfest sein, ansonsten müssen Sie mit Wurzelschutzfolie und -vlies nachbessern.

Und dann? Legen Sie eine Drainage an, breiten die Substratschicht aus und decken sich anschließend mit Pflanzen aus dem Fachhandel ein. Am besten mit einem Mix aus Sedumgewächsen. Jetzt müssen Sie nur noch dafür sorgen, dass Ihre Schützlinge auch gesund anwachsen.

Ein bis anderthalb Jahre intensiver Pflege und regelmäßiger Bewässerung sind nötig, um für einen dichten und grünen Pflanzenteppich zu sorgen. Ist es so weit und sieht ihr Gründach durchgehend gesund und vital aus, können Sie es ab jetzt sich selbst überlassen.

Zugegeben, die ein oder andere Woche Ihres Jahresurlaubes müssen Sie für dieses Projekt schon opfern. Aber es geht auch anders:

Dachbegrünung einfach selber machen: Mit Pflanzenkasseten

Bevor Sie einen Außenaufzug mieten, um eimerweise Substrat aufs Dach zu schaffen, gönnen Sie einem Plan B ein paar Gedanken: Wie wäre es mit einem Komplettsystem zur Dachbegrünung, das sich an einem einzigen Vormittag installieren lässt? Herbert dazu:

„Wer sich möglichst wenig Arbeit mit einer Dachbegrünung machen und trotzdem hervorragende Ergebnisse erzielen möchte, sollte einen Blick auf das Plantile®-System werfen.

Die Pflanzenkassetten sind komplett vormontiert; Substrat, Drainage, Wasserreservoire – alles ist drin. Außerdem sind sie vorbegrünt. Das bedeutet, die langwierige Phase der Anzucht entfällt für unsere Kundinnen und Kunden komplett. Alles, was noch zu tun bleibt, ist, die Plantile®-Module nebeneinander auf das wurzelfeste Dach zu stellen.“

Lesetipp: Das Plantile®-System in allen Einzelheiten – Aufbau, Montage, Lieferung

Es ist also ein bisschen wie Tetris. Nur, dass die Reihen nicht verschwinden, wenn sie voll sind, sondern am Ende ein perfektes Gründach entsteht. Um das Sie sich übrigens kaum kümmern müssen, denn Herbert erklärt:

Ein Pflanzenkasseten-Dach pflegen

„Stehen die Pflanzenkassetten, kümmert sich unser 16-Sorten-Mix um alles Weitere. Die Gewächse passen sich von allein ihrem Standort an und bilden einen vitalen grünen Teppich.

Wässern müssen Sie nur in Ausnahmesituationen wie richtig schlimmen Dürreperioden. Lediglich eine Düngung pro Jahr empfehle ich: Einfach im Frühjahr einen Naturdünger locker über die Pflanzen werfen. 

Profis gehen einen Schritt weiter und bringen im Frühling drei Viertel des gesamten Düngers aus und im Herbst das letzte Viertel, um ihre Pflanzen gut auf den Winter vorzubereiten. Mehr ist aber wirklich nicht notwendig.“

Lesetipp: Noch bunter als der 16-Sorten-Mix: der Plantile®-Blühstauden-Mix

Der Weg zu Ihrem eigenen Gründach mit den richtigen Pflanzen

Und damit kennen Sie sich bestens aus: Eine halbe Million Pflanzenarten, aber für ein Gründach eignen sich davon nur die wenigsten. Denn hitzefest und winterhart müssen sie sein, genügsam und am besten ganzjährig grün.

Viel Arbeit und die mühsame Anzucht ersparen Sie sich, wenn Sie sich für ein Pflanzsystem entscheiden. Wir hätten da was für Sie. Wenn Sie mehr wissen möchten oder noch Fragen zu Plantile® haben, dann schreiben Sie uns einfach.

Coverbild: Plantile, weitere Bilder: Volkan Kaçmaz