7. August 2024
Deutschlands größtes alleinstehendes Gebäude ist das Terminal 1 des Frankfurter Flughafens. Es besitzt eine Grundfläche von immerhin 51,5 Hektar. Deutschlands größter innerstädtischer Park ist der Englische Garten in München mit einer Fläche von stolzen 296 Hektar.
Sollte jemand also auf die Idee kommen, den Englischen Garten auf einem Dach nachzubauen, müsste er oder sie dafür zunächst sechs Flughafenterminals errichten.
Warum dieses Zahlenspiel? Weil es in diesem Beitrag um Parks geht, die wirklich auf Dächern liegen und um Dächer, auf denen zwar kein Garten wächst, es aber trotzdem grünt und blüht. Wir erklären, was eine extensive Dachbegrünung und was eine intensive Dachbegrünung ist, wo die Unterschiede liegen, sowie die Vor- und Nachteile der beiden Bepflanzungsarten. Auf geht’s!
Falls Ihnen die Attribute extensiv und intensiv im Zusammenhang mit Gärten bislang nicht untergekommen sind, helfen wir Ihrem Wissen gerne schnell auf die Sprünge. Denn Gründach ist nicht gleich Gründach und es macht einen Unterschied, ob sie eine extensive Dachbegrünung oder stattdessen eine intensive Dachbegrünung wählen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch wird extensiv meist mit großflächig gleichgesetzt: „Die Kinder haben sich extensiv auf der Terrasse breitgemacht. Man kommt gar nicht mehr durch.“
Im Gartenbau (und auch in der Landwirtschaft) bedeutet das Wort allerdings eine Bewirtschaftung mit relativ wenig Aufwand und einem geringen Einsatz von Werkzeugen und Betriebsmitteln. Großflächig darf sie trotzdem sein.
Eine extensive Dachbegrünung meint damit also ein Gründach, das sich nach dem Aufbau selbst überlassen werden kann. Es ist weniger Dachgarten und mehr Biotop; eher für Tiere als für uns Menschen angelegt. Diese Art von Dach ist grundsätzlich zwar begehbar, aber nicht dazu ausgelegt, das regelmäßig zu tun.
Das Wort intensiv werden Sie wahrscheinlich selbst regelmäßig benutzen: „Ich habe gestern so intensiv im Garten gearbeitet, dass mir heute alles weh tut!”
Und damit kommen Sie der Art und Weise, wie wir Gärtner:innen den Ausdruck verwenden, schon sehr nahe. Denn intensiv heißt bei uns: unter großem Aufwand und mit reichlich Einsatz von Werkzeugen und Betriebsmitteln.
Eine intensive Dachbegrünung ist dementsprechend eine Anlage, die jede Menge Arbeit erfordert – sowohl bei ihrem Aufbau als auch danach. Meist handelt es sich dabei um stark begrünte Dachterrassen, regelrechte Dachgärten oder sogar um waschechte Dachparks.
Schauen wir uns die beiden Bepflanzungsformen einmal genauer an:
Seit wann es die extensive Dachbegrünung gibt, lässt sich kaum sagen. Denn lange, bevor Menschen anfingen, ihre Häuser mit Schindeln oder Ziegeln abzudichten, war es üblich, sie einfach mit dem zu decken, was die Natur hergab. Grassoden zum Beispiel.
Wenig Arbeit, geringer Materialaufwand. Extensiv eben. Werfen wir einen näheren Blick auf die Bepflanzungsform:
Erklärtes Ziel einer extensiven Dachbegrünung ist es, möglichst grün und dicht auszusehen, zahlreichen Tieren eine neue Heimat zu bieten und dabei am besten auch noch zu blühen. Und bei all diesen Kriterien soll das Gründach trotzdem möglichst wenig Arbeit machen.
Entscheidet man sich für eine extensive Dachbegrünung, ist die Auswahl an Pflanzen natürlich erheblich eingeschränkt. Robust sollen sie sein, mit wenig Wasser und viel Sonne zurechtkommen und es auch überleben, wenn jemand einmal über sie läuft. Den meisten Menschen kommen jetzt wahrscheinlich Moose und Gräser in den Sinn.
Allerdings existieren bessere Kandidaten: Sedumgewächse. Denn die sehen, dank ihrer Blütenpracht, nicht nur besser aus, sondern liefern vielen Insekten damit auch eine wichtige Nährstoffquelle.
Eine extensive Dachbegrünung ist deutlich günstiger als eine intensive. Allerdings empfehlen wir, nicht zu stark auf die Kostenbremse zu treten. Begrünungen zum Ausrollen halten nicht lange; sie sind billig, aber nicht günstig.
Investieren Sie lieber in ein Profisystem inklusive Drainage und Wasserreservoire. Wenn Sie Planung und Aufbau dann noch selbst in die Hand nehmen – was mit dem richtigen System problemlos möglich ist – können Sie mit Kosten für eine extensive Dachbegrünung von circa 80 EUR pro Quadratmeter rechnen.
Lesetipp: Noch mehr Geld bei der Dachbegrünung sparen dank staatlicher Förderung
Extensive Dachbegrünungen verlangen in der Regel keine große Traglast. Um Ihnen ein Gefühl zu geben: Für unser Plantile®-System sind 75 Kilogramm pro Quadratmeter erforderlich. Dabei ist die Gewichtszunahme der Kassetten durch Regen und dicke Hummeln schon eingerechnet.
Extensive Dachbegrünungen lassen sich somit auf fast jedem Flachdach oder Satteldächern mit einer geringen Neigung (<25°) realisieren – ganz egal, ob Garage, Carport oder Anbau. Lediglich Dächer in Leichtbauweise und Fertigkonstruktionen kommen für eine Begrünung nicht infrage.
Dachgärten gab es bereits in der Antike; schon im alten Rom flanierte man gerne durch diese Anlagen auf den Dächern der Villen und beeindruckte Besucher:innen mit einer ausgeklügelten Bewässerungstechnik. In unseren Breiten kam man allerdings erst in den 1960ern auf die Idee, Städte durch Gründächer ein wenig lebenswerter zu gestalten.
Die wesentlichen Eigenschaften einer intensiven Dachbegrünung sind im Detail:
Eine intensive Dachbegrünung ist im Aufbau ähnlich wie ein Garten oder ein Park. Das bedeutet, dass für ihre Gestaltung alle nur denkbaren Pflanzen infrage kommen.
Sie können Zierbeete mit blühenden Pflanzen anlegen, einen waschechten Rasen aussähen oder sogar Bäume pflanzen. Auch Obst- und Gemüseanbau sind denkbar, dazwischen liegt dann die Terrasse mit der Grillecke und der Teich mit den Koi-Karpfen. Alles, was unten im Garten funktioniert, ist bei einer intensiven Begrünung auch auf dem Dach möglich.
Eine so große Vielfalt hat natürlich ihren Preis. Durchschnittlich können Sie für den Aufbau einer intensiven Dachbegrünung unserer Erfahrung nach mit etwa 200 EUR pro Quadratmeter kalkulieren. Die Grenze nach oben ist offen.
Wohlgemerkt: Bei diesem Betrag handelt es sich allein um die Ausgaben für die Installation des Gründachs. Die Kosten für die Bewässerung, Pflege und Wartung sind in den 200 EUR noch nicht eingepreist.
Ein weiterer Punkt, den Sie bei der Planung Ihres Gründachs nicht vernachlässigen dürfen, ist das Gewicht. Denn nur, wenn das darunter liegende Gebäude in der Lage ist, die zusätzliche Last zu tragen, dürfen Sie überhaupt mit der intensiven Dachbegrünung und ihrem Aufbau beginnen.
Grob geschätzt verlangt ein intensives Gründach eine Traglast von mindestens 300 Kilogramm pro Quadratmeter. Wenn Sie einen Triumphbogen aus Marmor auf Ihrem Haus installieren lassen möchten, kommen noch einmal ein paar hundert Kilo dazu.
Sie kennen nun den Unterschied, den eine extensive und eine intensive Dachbegrünung ausmachen. Aber welche Art der Dachbegrünung die bessere ist, möchten Sie nun wissen? Es kommt darauf an, was Sie sich wünschen:
Wenn Sie wirklich einen kleinen Nachbau des Englischen Gartens auf Ihr Haus zaubern wollen oder den Angestellten Ihrer Firma einen Park als Outdoor-Pausenraum anbieten möchten, dann nehmen Sie ordentlich Geld in die Hand, kontaktieren Sie einen Landschaftsarchitekten und entscheiden sich für die intensive Dachbegrünung.
Sollten Sie dagegen einfach nur Ihre Garage begrünen wollen, um Vögeln und Insekten ohne viel Aufwand eine Heimat zu bieten und es reicht Ihnen, dass Sie sich zum Sonnenuntergang ohne Liegestuhl in Ihr grünes Paradies plumpsen lassen können, dann wählen Sie die extensive Dachbegrünung.
Allerdings können wir zweierlei mit absoluter Sicherheit sagen. Erstens: Alles ist besser, als noch ein totes graues Dach in unseren Städten. Und zweitens: Wenn Sie noch Fragen rund ums Thema Dachbegrünung haben, dann kontaktieren Sie uns gerne. Wir freuen uns auf Sie!
Coverbild: Daniel Camejo Rodríguez, weitere Bilder: Markéta Klimešová, cocoparisienne
Wir lieben es über Gründächer zu sprechen
Rufen Sie uns persönlich, ganz ohne Termin an, schreiben Sie uns eine E-Mail oder kommen Sie in unsere Gärtnerei.