Regentropfen auf der Straße

Natürliche Klimaanlage und mehr: Das bringt die Regenwasserrückhaltung einer Dachbegrünung

7. August 2024

6 Minuten

Lüdenscheid im Sauerland gilt als die Regenmetropole der Republik. Abgezählte 1.630,5 Liter pro Quadratmeter Regen fielen dort 2023 vom Himmel. Zu den trockensten Städten zählt dagegen Halle an der Saale. Hier betrug der jährliche Niederschlag lediglich 483 Liter pro Quadratmeter.

Und damit haben beide Städte – und mit ihnen viele weitere Orte Deutschlands – ein gewaltiges Problem.

Welche Auswirkungen der immer unberechenbarer werdende Niederschlag auf unseren Alltag hat, warum es gerade in Städten immer öfter zu Extremklima kommt und wie eine Dachbegrünung durch Regenwasserrückhaltung das Leben in Dorf und Stadt nicht nur besser, sondern auch sicherer macht, erklären wir in diesem Beitrag.

Immer weniger natürlicher Wasserkreislauf: Was ist los in deutschen Städten?

Rund 44 Prozent der Fläche [FS1] in Deutschland ist versiegelt. Das bedeutet, auf ihr stehen Gebäude, liegen Straßen, Plätze oder Fußgängerzonen. Der Regen, der hier fällt, sickert nicht in die Erde ein, sondern fließt in die Kanalisation. Daraus ergeben sich zwei mögliche Konsequenzen:

#1: Geringer Niederschlag

In trockenen Gegenden ist das wenige Wasser, das noch abregnet, einfach weg. Somit entfällt die klimaregulierende Wirkung des Regens. Denn feuchtes Erdreich gibt einen Teil des Wassers wieder an die Luft ab und dabei entsteht Verdunstungskälte. 

Diesen Effekt kennen alle, die im Sommer schon einmal aus dem Schwimmbecken gestiegen sind: Die Lufttemperatur beträgt 30 Grad, trotzdem zittern wir wie Espenlaub. Asphalt, Stein und Beton dagegen strahlen nichts als die über den Tag gespeicherte Wärme ab. Sie wirken wie ein Radiator.

Gerade in den Städten, wo der Anteil versiegelter Flächen besonders hoch ist, hat die Luft also gar keine Chance mehr, sich abzukühlen. Es bleibt durchgehend heiß, mit allen unangenehmen bis gefährlichen Konsequenzen, die daraus folgen.

#2: Hoher Niederschlag

Fallen dagegen große Regenmengen, läuft alsbald die Kanalisation über. Denn auf die immer häufiger auftretenden Extremwetterereignisse ist unser Abwassersystem schlicht nicht ausgelegt. Zunächst sprudelt das Wasser aus den Gullis, dann läuft es in die Häuser.

In Kombination mit begradigten Flüssen ohne natürliche Ufergebiete kann sich dieses Szenario dann zur lebensbedrohlichen Katastrophe entwickeln. Denn Wasser aus der Kanalisation landet schlussendlich auch nur in unseren Gewässern und sorgt dort für steigende Pegelstände. Wie gefährlich Hochwasser ist, zeigen die tragischen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit.

Was dagegen hilft: Dachbegrünung mit Regenwasserrückhalt

Unwetter oder Dürre, der freundliche Landregen ist inzwischen ein seltener Gast – und unsere Städte sind denkbar schlecht auf diese heranziehende Klimakatastrophe vorbereitet. Es ist höchste Zeit, versiegelte Flächen wieder zu entsiegeln. Nur wie?

Straßen aufzureißen oder unsere Marktplätze durch Wiesen zu ersetzen, ist weder sinnvoll noch kurzfristig umsetzbar. Deutlich besser wäre es, ungenutzte versiegelte Flächen umzufunktionieren und dort eine Möglichkeit zu schaffen, Regenwasser zu speichern. Zum Beispiel mithilfe einer Dachbegrünung.

Wassermanagement: Was ein Dachbegrünungssystem leistet

Denn moderne Dachbegrünungssysteme bestehen nicht einfach aus einer Schicht Erde und einer Handvoll Pflanzen. Sie besitzen ein eigenes Wassermanagement.

Meist handelt es sich dabei um eine Schicht aus Substrat: Eine körnige Substanz, die den Wurzeln der Pflanzen nicht nur Halt bietet und die Gewächse mit Nährstoffen versorgt, sondern auch in der Lage ist, große Mengen an Wasser zu speichern.

Dieses aufgenommene Wasser dient zum einen der Versorgung der Pflanzen. Zum anderen wird ein Teil davon aber auch wieder an die Luft abgegeben und sorgt so für die bereits erwähnte Verdunstungskälte. Damit wird aus einer Dachbegrünung eine wichtige Streitkraft im Kampf gegen den urbanen Hitzekollaps.

Gleichzeitig schützen Dachbegrünungssysteme vor Hochwasser. Denn jeder Regentropfen, der durch die Substratschicht aufgenommen wird, landet nicht in der Kanalisation. Überschüssiges Wasser wiederum fließt zeitverzögert ab; schließlich muss es sich erst seinen Weg durch das Substrat bahnen. Niederschlag läuft also nicht mehr in gewaltigen Massen in den Gullis, sondern reguliert und langsam. Fachleute sprechen hier von einer Wasserretention.

Zuletzt besitzt eine Dachbegrünung durch ihren Regenwasserrückhalt auch noch einen ganz eigennützigen Effekt für ihre Eigentümer:innen: Feuchtes Substrat ist ein hervorragender Isolator. Darunterliegende Gebäude heizen sich im Sommer wesentlich langsamer auf und kühlen im Winter nicht so schnell aus. Unterm Strich bleiben also nicht nur ein angenehmeres Stadtklima und der Hochwasserschutz, sondern auch eingesparte Energie- und Heizkosten.

Regenwasserrückhaltung in Zahlen am Beispiel von Plantile®

Aber was bedeutet es konkret, dass das Substrat „große Mengen an Wasser“ speichern kann? Lassen wir die Zahlen sprechen – und zwar anhand unseres eigenen Pflanzsystems Plantile®:

Jede unserer Pflanzenkassetten besitzt zunächst eine Substratschicht von acht Zentimetern Höhe. Das ist bereits ein guter Anfang, aber wir haben einen Schritt weitergedacht. Denn zum Substrat gesellt sich ein Wasserreservoir mit einer Höhe von drei Zentimetern.

Niederschlag bleibt somit nicht nur am Substrat selbst haften, sondern sammelt sich zusätzlich in den Hohlräumen des Reservoirs. In Kombination können wir so von einem effektiven Wasserrückhalt von mindestens 50 Prozent ausgehen.

Oder anders gesprochen: Für jeden Regentropfen, der in der Kanalisation landet, verbleibt im Jahresmittel ein Tropfen in der Dachbegrünung. So sieht ein effizienter Klima- und Hochwasserschutz aus.

Dachbegrünung und Regenwasserrückhalt: Was sonst noch wichtig ist

Zahlreiche Aspekte sprechen also bereits für eine Dachbegrünung. Dennoch möchten wir auf ein paar weiter Dinge hinweisen, falls Sie gerade immer noch ein wenig skeptisch sind:

#1 Dachbegrünungen sind förderungswürdig

Kommunen haben großes Interesse an besserem Klima und Hochwasserschutz. Deshalb existieren in fast allen deutschen Städten Förderprogramme für Gründächer mit Regenwasserrückhalt. Informieren Sie sich einfach bei Ihren örtlichen Behörden zu Ihren Möglichkeiten. In der Regel ist die Förderung unkompliziert und großzügig.

Lesetipp: Das Wichtigste zu Förderprogrammen für Dachbegrünungen

#2 Die Installation ist nicht kompliziert

Um ein Garagendach oder das Flachdach eines Hauses zu begrünen, müssen Sie kein Profi sein. Informieren Sie sich einfach über die zugelassene Traglast des Daches und seine Wurzelfestigkeit. Die Installation der Pflanzenkassetten selbst ist anschließend nicht schwerer als das Verlegen von Laminat.

Lesetipp: Die Dachbegrünung aufbauen – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

#3 Die Pflege ist nicht aufwändig

Einmal installiert, können Sie Ihr Gründach sich selbst überlassen. Vorausgesetzt, Sie entscheiden sich für eine extensive Dachbegrünung mit robusten Pflanzen. Als Gärtner und Gärtnerinnen empfehlen wir Sedumgewächse, denn diese Pflanzen überstehen nicht nur langanhaltende Trockenperioden, sondern auch harte Winternächte unbeschadet.

Lesetipp: Die perfekte Pflanzenauswahl für extensive Dachbegrünungen

Für lebenswerte Städte heißt die Lösung Dachbegrünung mit Regenwasserrückhalt

Aufwändige Umbaumaßnahmen oder Großprojekte sind gar nicht notwendig, um die Menge der versiegelten Flächen im urbanen Raum zu reduzieren. Für ein angenehmeres Klima und einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz reicht es, den vorhandenen Platz auszunutzen und zu begrünen.

Am besten mit einem cleveren Dachbegrünungssystem inklusive großzügiger Substratschicht und Wasserreservoir für den maximalen Effekt. Und egal, ob Sie aus dem nassen Sauerland kommen oder dem trockenen Saalegebiet: Sollten Sie noch Fragen haben, dann schreiben Sie uns einfach. Wir freuen uns auf Ihre Nachricht.

Coverbild: frame harirak