Die Vegetationsperiode von Pflanzen hängt auch mit den Jahreszeiten zusammen: viele verschiedene Uhren/Wecker inmitten von Herbstlaub.

Rund um die Jahresuhr: Vegetationsperiode einer Dachbegrünung

21. November 2024

8 Minuten

Besonders beeindruckend wirkt sie zunächst nicht, diese einsame Fichte im Fulufjället Nationalpark in Schweden. Ein wenig zerrupft sieht sie aus und mit einer Höhe von fünf Metern ist sie nicht einmal sonderlich groß. Aber mit einem Alter von fast 10.000 Jahren handelt es sich bei ihr um den wahrscheinlich ältesten individuellen Baum auf unserem Planeten.

Als sie sich als kleiner Sprössling aus dem Boden bohrte, wohnten wir Menschen noch in Höhlen, der Faustkeil galt als technisches Nonplusultra und die letzte große Eiszeit befand sich gerade auf dem Rückzug. Es ist schon ein kleines Wunder, dass kein Mammut vorbeikam und die kleine Fichte einfach verspeist hat.

Old Tijkko Fichte im schwedischen Nationalpark Fulufjället

Warum diese Anekdote? Weil sie sehr beeindruckend demonstriert, wie robust Pflanzen tatsächlich sind und wie lange sie leben können, auch ohne dass wir Menschen uns einmischen. Denn in diesem Beitrag geht es um die Vegetationsperiode und ihre Dauer bei einer Dachbegrünung. Wir zeigen Ihnen, wie sich Pflanzen in luftiger Höhe über das Jahr verhalten, warum ein paar braune Flecken nichts Schlechtes sind und wie Sie im Hinblick auf die Vegetationszeit gegebenenfalls doch ein wenig nachhelfen können.

Moment mal: Was ist eigentlich die Vegetationsperiode?

Damit wir alle auf dem gleichen Nenner sind, zunächst eine kurze Erklärung: Der Vegetationszyklus einer Pflanze unterteilt sich in die Vegetationsperiode und die Vegetationsruhe.

Dabei verstehen Botaniker:innen unter der Vegetationsperiode (manchmal auch Vegetationszeit, Vegetationsphase oder Wachstumsperiode genannt) den Jahresanteil, in dem eine Pflanze aktiv wächst. Die Vegetationsruhe findet wiederum im Rest des Jahres statt. Die Pflanze stellt das Wachstum ein und zieht sich manchmal auch zurück.

Dementsprechend finden Vegetationszyklen nur in den Erdteilen statt, in denen es auch Jahreszeiten gibt. Bäume am Äquator sehen das ganze Jahr über ziemlich gleich aus. In unseren Breiten dagegen wundert sich niemand, wenn sich die Blätter im Herbst rot färben oder sich im Frühjahr die ersten grünen Triebe zeigen.

Von Vegetationsphase zu Vegetationsphase: Warum machen Pflanzen das?

Entwicklung braucht Zeit, deswegen benötigt eine Pflanze eine gewisse Vegetationszeit. Der Übergang zwischen Vegetationsperiode und Vegetationsruhe hat vor allem zwei Gründe.

Denn zunächst ist es im Winter nicht nur kälter, sondern auch oft trockener – zumindest in Bezug auf die Verfügbarkeit von Wasser für Pflanzen. Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit speichern, und bei Frost steht Wasser im Boden in gefrorener Form nicht zur Verfügung. Durch das Abwerfen der Blätter reduzieren Pflanzen ihre Verdunstungsfläche und schützen sich so sowohl vor Frost als auch vor Austrocknung.

Außerdem gibt es in der dunklen Jahreszeit weniger Sonnenstunden; allerdings benötigen Pflanzen das Licht für die Energiegewinnung. Stichwort Photosynthese. Genau wie wir Menschen uns schlafen legen, wenn unsere Energiespeicher erschöpft sind, tun es auch viele Pflanzen.

Einmal durch das Jahr: Lebenszyklus einer Pflanze auf dem Dach

Der Lebenszyklus einer Pflanze unterliegt verschiedenen Vegetationsperioden

Was heißt das nun für Ihre Dachbegrünung? Zunächst einmal, dass wir Sie darauf hinweisen müssen, dass wir im Folgenden natürlich nicht sämtliche Pflanzen betrachten können, die Sie auf einem Dach anpflanzen könnten. 

Gerade, wenn Sie sich für eine intensive Dachbegrünung entschieden haben, kann die Vielfalt der unterschiedlichen Gewächse gewaltig sein. Wir beschränken uns daher auf die Pflanzengattung, die auf den meisten extensiven Gründächern zum Einsatz kommt: Sedumgewächse.

Vegetationsperiode & ihre Dauer bei Sedumgewächsen

Sedumpflanzen sind mehrjährige Gewächse. Anders als bei Ihren Balkongeranien müssen Sie sich also nicht jedes Jahr eine neue Dachbegrünung zulegen. Das wäre nämlich nicht nur höchst unpraktisch, sondern auch unglaublich kostspielig.

Ansonsten birgt die Vegetationszeit der Gattung keine großen Überraschungen. Das sind die Stadien der Vegetationsperiode von Sedums, mit Dauer und Entwicklungsstadien nach Jahreszeiten: 

Im Frühjahr beginnt die Vegetationsperiode. Die im Boden versteckten Keimlinge (sogenannte Rhizome) kommen hervor; größere Pflanzen bilden neue Blätter und Stängel aus, erste Blüten zeigen sich.

Im Sommer wachsen die Pflanzen aktiv, produzieren fortlaufend neue Blätter und blühen vor allem im Spätsommer intensiv. In diesem Stadium der Vegetationsperiode graben sich die fleischigen Wurzeln des Sedums unter der Erde noch tiefer in den Boden, beziehungsweise das Substrat.

Im Herbst setzt sich dieser Teil der Vegetationsperiode, die Blühphase, zunächst fort. Wenn es dann allerdings immer kälter wird, beginnen die Pflanzen, sich auf den Winter vorzubereiten. In dieser Vegetationsphase reduzieren sie das Wachstum und konzentrieren sich auf die Speicherung von Nährstoffen.

Im Winter macht die Vegetationsperiode von Sedums Pause. Blüten und Blätter fallen ab, sodass sich kahle Stängel zeigen können. Der Großteil der Nährstoffe und der Energie wird als Reserve unter der Erde eingelagert, damit der Zyklus im Frühjahr erneut beginnen kann.

Vegetationszeit: Das Besondere an Sedumgewächsen auf einem Gründach

Sedumgewächse sind auch, was die Vegetationsperiode angeht, besonders.

So weit, so normal für die Vegetationszeit einer Pflanze. Allerdings hat es Gründe, dass erfahrene Gärtner gerne auf Sedums für eine Dachbegrünung zurückgreifen. Nämlich diese:

Sedum ist hitzebeständig

Starke Hitzeeinwirkung kann den Lebenszyklus einer Pflanze stark beeinträchtigen. Sedumpflanzen stecken auch wochenlange Dürreperioden weg. Erst nach vielen Wochen ganz ohne Wasser und bei brütender Hitze wird es kritisch für die Gewächse. Zugegeben, während so einer Trockenperiode sehen die Pflanzen nicht unbedingt gesund aus – sie können braun werden, Blätter und Blüten verlieren und ein wenig schrumpfen. Aber: Sie sind nicht tot oder vertrocknet! Sie befinden sich nur in einem Schutzmodus.

Für Sie heißt das: Ein mit Sedum bepflanztes Gründach muss so gut wie nie bewässert werden. Vor allem dann nicht, wenn Sie sich bei seinem Aufbau für ein Komplettsystem mit Wasserspeicher entschieden haben.

Sedum ist unempfindlich gegenüber Kälte

Auch unter Kälte kann die Vegetationsperiode einer Pflanze leiden. Aber auch harte Minusgrade von bis zu -20 °C verträgt das Sedum. Ein bisschen Frost im Herbst oder im Frühjahr macht ihm also gar nichts aus und auch im Winter kommen die Pflanzen gut zurecht. Zwar kann es zwischendurch vorkommen, dass Ihr Gründach aussieht wie eine riesige Portion Tiefkühlspinat – aber keine Bange, den Pflanzen geht es weiterhin gut.

Für Sie heißt das: Anders als den Rosenbusch unten in Ihrem Garten müssen Sie Ihre Dachbegrünung im Winter nicht abdecken. Auch dann nicht, wenn es richtig kalt wird oder gar schneit. Sobald es wieder wärmer wird, kehrt auch das Sedum zurück und überrascht sie bereits früh im Jahr mit den ersten Blüten.

Die meiste Arbeit der Vegetationsperiode erledigt die Natur

Lassen Sie sich nicht abschrecken, wenn sich Ihre Dachbegrünung während der Vegetationszeit verändert. Über das gesamte Jahr hinweg werden sich immer wieder Stängel zeigen, die wie abgestorben oder vertrocknet aussehen. 

Um Ihrem Sinn für Ästhetik Genüge zu tun, können Sie die kahlen Triebe zwar abschneiden, allerdings pulsiert in diesen Pflanzenteilen immer noch Leben. Ihren ersten Job haben sie nämlich erledigt: kräftig blühen und so zur Fortpflanzung beitragen. Nun folgt Aufgabe Nummer zwei. Im Inneren der Stängel befinden sich Sämlinge, die bald ausgestreut werden. So entstehen neue Pflanzen, die die Fläche rund um die Mutterpflanze dicht und grün halten.

Für Sie heißt das: Lassen Sie die Natur einfach machen. Vielleicht sehen die wie tot wirkenden Ästchen nicht immer schön aus, aber sie gehören auch beim Sedum zum normalen Lebenszyklus einer Pflanze. Haben sie ihre Keimlinge verteilt, sterben sie von allein ab, bringen so Nährstoffe in den Boden und bieten Insekten ein kleines Zuhause.

Für alle, die trotzdem Hand anlegen wollen: Gründachpflege

Im Prinzip können Sie Ihre Dachbegrünung mit ihrer dichten Vegetationsmatte aus Sedum also ganz sich selbst überlassen. Möchten Sie Ihren grünen Mitbewohnern aber dennoch unter die Arme greifen, empfehlen wir:

Sedum Dachbegrünung düngen: Wenn die Bäume in Ihrer Nachbarschaft die ersten grünen Triebe zeigen, freut sich die Sedum-Dachbegrünung, wenn Sie sie düngen. Idealerweise wählen Sie einen Naturdünger mit Langzeitwirkung, den Sie einfach über Ihr Dach ausstreuen. Profis bringen im Frühjahr die erste Portion aus und erst im Herbst die zweite.

Vegetationsmatte wässern: Nur, wenn sich während der Vegetationsperiode  acht Wochen am Stück keine Regenwolke am Himmel zeigt, müssen Sie Ihr Sedumdach gießen. Achtung! Immer mit Augenmaß wässern, sonst entsteht schädliche Staunässe. Insbesondere dann, wenn Ihre Dachbegrünung keine Drainage und kein Wasserreservoir besitzt.

Unkraut jäten: Solange Ihr Sedum eine dichte, vitale Decke bildet, haben andere Pflanzen keine Chance, sich anzusiedeln. Selbst im Winter nicht, denn auch dann zieht das Sedum sich nie vollständig zurück. In der Regel reicht es daher, einmal bis zweimal im Jahr den Randbereich von ungebetenen Gästen zu befreien.

Vegetationsmatte säubern: Vor allem, wenn Ihr Gründach unter einem Baum liegt, müssen Sie auf Laub achten. Ein paar einzelne Blätter sind kein Problem. Hat sich allerdings eine veritable Laubdecke gebildet, sollten Sie zum Rechen greifen. Stellen Sie außerdem sicher, dass die Wasserabflüsse stets frei sind.

Vegetationsperiode, eigentlich ganz einfach: Lebenszyklus einer Pflanze

Ein wenig Braun auf dem Dach, der ein oder andere tot wirkende Ast oder auch der Tiefkühlspinat gehören bei einer Dachbegrünung also einfach dazu. Es handelt sich schlicht um die einzelnen Schritte der Vegetationsperiode mit ihren Schutz- und Fortpflanzungsmechanismen.

Wenn Sie die Natur einfach machen lassen, wird Ihr Gründach vielleicht keine 10.000 Jahre alt (vor allem, weil die Garage vorher einstürzt), begleitet Sie aber dennoch für eine lange Zeit. Sollten Sie jetzt noch Fragen haben oder sich über Ihre Möglichkeiten zum Thema Dachbegrünung mit Plantile® informieren wollen, dann schreiben Sie uns einfach.

Coverbild: andreas N, weiter Bilder: Karl Brodowsky – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17496567, 🌸♡💙♡🌸 Julita 🌸♡💙♡🌸,  Jacques GAIMARD

Wir lieben es über Gründächer zu sprechen

Rufen Sie uns persönlich, ganz ohne Termin an, schreiben Sie uns eine E-Mail oder kommen Sie in unsere Gärtnerei.

Formular überspringen
Die E-Mail-Adresse sollte ein ‘@’-Zeichen und eine gültige Domain mit einem Punkt enthalten.