28. November 2024
Vielleicht hat es sie ja wirklich gegeben, die Hängenden Gärten der Semiramis, eines der Sieben Weltwunder. Denn Dachgärten – das ist bewiesen – legten die antiken Perser, Ägypter, Griechen und Römer oft und gerne an.
Ausgestattet waren unsere Vorfahren dabei nur mit Werkzeugen aus Bronze oder Eisen, ein paar Holzleitern, Flaschenzügen und Gerüsten, die heutzutage wohl kein TÜV-Siegel bekommen würden. Trotzdem schufen sie beeindruckende Grünanlagen hoch oben über ihren Städten. Sie waren also Meister darin, ihr Gründach selbst zu bauen.
Und wenn die das konnten, dann können Sie es erst recht! In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihr Gründach selbst bauen und aus einem grauen Garagendach ein blühendes Paradies machen – von der Planungsphase bis zum letzten Setzling.
Tipp: Sie wissen jetzt schon, dass Ihre Dachbegrünung schnell und unkompliziert sein soll? Dann gelangen Sie hier direkt zur unkomplizierten Variante mit wenigen Arbeitsschritten.
Was sagen Sie da? Sie möchten wissen, warum Sie sich die Arbeit, ein Gründach selbst zu bauen, überhaupt aufhalsen sollten? Schließlich gibt es Profis, die man für diese Arbeit einfach bezahlen kann.
Wir haben drei gute Gründe, warum Sie Ihr Gründach selbst bauen sollten::
Überzeugt? Dann kann es ja losgehen. Aber bevor Sie sich einen Kleintransporter mieten, um den nächsten Baumarkt zu plündern, starten wir mit einer Grundsatzentscheidung, bevor es an die konkrete Anleitung zur Dachbegrünung geht:
Alles beginnt mit folgender Wahl: Möchten Sie auf Ihrem Dach eine intensive Dachbegrünung anlegen oder lieber eine extensive?
Zur Erklärung: Bei einer intensiven Dachbegrünung handelt es sich um einen echten Dachgarten mit allem Zipp und Zapp. Das Hochbeet mit den Zucchini ist ebenso möglich wie die Grillecke mit Smoker.
Eine extensive Dachbegrünung dagegen ist eher ein Biotop, das Sie zwar betreten, aber eben nicht intensiv nutzen können. Hier haben vor allem Pflanzen und Insekten ihr Zuhause.
Lesetipp: Intensive vs. Extensive Dachbegrünung – alle Vor- und Nachteile im Detail
Es versteht sich von selbst, dass eine intensive Dachbegrünung deutlich aufwendiger anzulegen ist als eine extensive. Sollte Ihre Wahl auf intensiv fallen, müssen wir Ihnen daher leider doch den Handwerker:innentrupp ans Herz legen. Im weiteren Verlauf dieser Anleitung zur Dachbegrünung beschäftigen wir uns mit extensiven Gründächern – denn die können Sie auf jeden Fall selbst anlegen.
Lesetipp: Indem Sie Ihr Garagendach selbst begrünen, schaffen Sie nicht nur was fürs Auge, sondern auch noch wichtigen Lebensraum. Lesen Sie mehr dazu in unserem Beitrag zur Artenvielfalt.
Sie haben sich also für eine extensive Dachbegrünung entschieden? Hervorragend. Aber bitte brechen Sie immer noch nicht Richtung Baumarkt auf, denn jetzt gilt es, ein paar wichtige Aspekte zu prüfen. Zwar ist es ganz einfach, ein Gründach selber zu machen, doch auch hier sind Vorschriften und Bestimmungen zu beachten, damit alles glatt – und anschließend grün – läuft:
Eine Dachbegrünung bringt zusätzliches Gewicht auf Garage, Carport oder Flachdach. Deshalb müssen Sie sicherstellen, dass die Konstruktion dieses Gewicht auch aushält.
Was an zusätzlicher Last möglich ist, verraten Ihnen die Baupläne oder ein Büro für Statik. Rechnen Sie mit einem zusätzlichen Gewicht von bis zu 150 Kilogramm je nach Ausführung – dazu später mehr.
Es gibt Kommunen oder auch Baugebiete, in denen eine Dachbegrünung untersagt ist. Zum Beispiel aus Sicherheitsgründen oder weil in der zuständigen Behörde ein ewig-gestriger Betonkopf sitzt.
Informieren Sie sich also bitte entsprechend. Sollten Ihre Nachbarn bereits begrünte Dächer besitzen, können Sie aber mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass ein Gründach erlaubt ist.
Für die Arbeit auf dem Dach gelten teils strenge Sicherheitsregularien. Und da wir es in Deutschland gerne höchst bürokratisch lieben, ist es unmöglich, sie an dieser Stelle komplett aufzuführen.
Ob Sie ein Gerüst, eine Absturzsicherung oder nur eine stabil stehende Leiter benötigen, hängt zum Beispiel von der Dachneigung, der Dachhöhe und den auszuführenden Arbeiten ab. Werfen Sie also bitte einen gründlichen Blick in die Regularien und sichern sich zu Ihrem eigenen Schutz bestmöglich ab.
Bevor Sie endgültig mit den Arbeiten starten, steigen Sie einmal hinauf aufs Dach und kontrollieren Sie die Lage der Wasserabflüsse. Denn diese dürfen keinesfalls durch Ihre Dachbegrünung abgedeckt werden, sonst riskieren Sie massive Schäden an der Bausubstanz. Auch etwaige Anschlüsse für Strom oder Wasser müssen frei bleiben.
Um Ihnen ein paar Zahlen rund um Dachlast und Neigungswinkel mit auf den Weg zu geben: Unser Plantile®-System für die Dachbegrünung erfordert eine freie Traglast von 75 kg/m2 und eignet sich für alle Flachdächer sowie Schrägdächer mit einer Neigung von maximal 25°.
Jetzt dürfen Sie aber wirklich losdüsen in Richtung Baumarkt. Auf Ihrem Einkaufszettel sollte dabei folgendes stehen:
Der erste Arbeitsschritt ist einfach, aber wichtig: Ihr Dach muss sauber sein. Den Hochdruckreiniger müssen Sie zwar nicht unbedingt auspacken, den Kehrbesen aber auf jeden Fall. Befreien Sie das Dach gründlich von Pflanzenresten, Steinchen, verrotteten Fußbällen und allem weiteren, das für Unebenheiten sorgt oder die Folien, die wir im nächsten Arbeitsschritt auslegen, beschädigen könnte.
Achtung: Dieser Arbeitsschritt entfällt, wenn Ihr Dach bereits wurzelfest errichtet wurde. Ob dies der Fall ist, verraten Ihnen die Baupläne, Ihr:e Architekt:in oder die Wurzeln, die sich nach ein paar Jahren durch die Decke bohren.
Starten Sie jetzt mit dem Verlegen der Wurzelschutzfolie. Da es auch hier unterschiedliche Varianten gibt, schauen wir uns hier die Variante, die wir bei Plantile® anbieten, an – schließlich ist das unser Spezialgebiet. Dreierlei ist dabei besonders wichtig:
Über die Wurzelschutzfolie kommt nun das Schutzvlies. Dieses soll die Wurzelschutzfolie vor mechanischen Beschädigungen schützen. Dabei gilt:
Wenn Sie die gesamte Dachfläche sowohl mit Wurzelschutzfolie als auch -vlies ausgekleidet haben, ist Ihr Dach wurzelsicher.
Eine Drainage sorgt dafür, dass Gieß- oder Regenwasser sich nicht auf dem Dach sammelt und sich keine ungewollte Staunässe entwickelt, sondern zuverlässig ablaufen kann. Dabei existieren die unterschiedlichsten Systeme – von aufwendig und teuer bis zu simpel und günstig.
Ein guter Kompromiss aus Preis und Zuverlässigkeit ist eine Noppenfolie in Kombination mit einem Filtervlies, die das Wasser Richtung Abfluss transportiert und das Dach vor Schlammablagerungen schützt.
Zunächst wird die Noppenfolie verlegt. Die einzelnen Bahnen sollten sich, je nach gewählter Variante, um circa 10 Zentimeter überlappen und mit doppeltem Klebeband fixiert werden. Vertikale Konstruktionen müssen nicht ausgekleidet werden; die Folie kann bündig mit der Dachfläche abschließen. Für die Arbeit ist es allerdings oft einfacher, ein wenig Überstand zu lassen und diesen zum Schluss mit dem Cuttermesser abzuschneiden.
Analog zur Noppenfolie verlegen Sie anschließend das Filtervlies. Also: Überlappung von rund 10 Zentimetern, mit Klebeband sichern, bündiger Abschluss. Vergessen Sie dabei bitte nicht, ein Loch für den Wasserablauf in Folie und Vlies zu schneiden.
Und apropos Wasserablauf: Wenn Sie diesen zu guter Letzt noch mit einem Sieb, Kontrollschacht oder einem Gitternetz vor Verstopfungen schützen, ist Ihre Drainage fertig.
Aus Sicherheitsgründen darf eine Dachbegrünung nie bis ganz an den Rand eines Daches reichen. Warum das so ist? Potenzielle Wurzeln können so nicht weiter weg von der Stelle sein, an der der Wurzelschutz aufhört. Außerdem kann im Winter das Wasser, das in der Dachbegrünung gehalten wird, einfrieren. Wenn es dann doch mal regnet, fließt das Wasser nicht durch die Dachbegrünung ab, sondern darüber. Durch den Randstreifen, in dem kein stehendes Wasser zufriert, kann das Wasser also trotzdem zum gewollten Wasserabfluss fließen.
Den Randstreifen können Sie theoretisch auch freilassen. Das hat den Vorteil, dass er einfacher frei von Pflanzen zu halten ist, da diese dort keine geeigneten Bedingungen zum Wachsen finden. Allerdings ist diese Lösung nicht ideal, da eine offene Fläche optisch oft nicht ansprechend wirkt und langfristig trotzdem aufwendig in der Pflege sein kann.
Alternativ können Sie den Randstreifen mit Kies auffüllen, um die Dachbegrünung optisch abzuschließen und zusätzlichen Schutz zu bieten. Beachten Sie jedoch, dass Pflanzen im Laufe der Zeit über den Kies in Richtung Rand wachsen können. Das Entfernen solcher Pflanzen kann mühsam sein, da sie sich zwischen den Kieselsteinen festsetzen.
Wie groß der Randstreifen sein sollte und wie hoch der Kies aufgeschichtet werden muss, hängt von Faktoren wie der Dachneigung, der Höhe der Attika oder der Nähe zu Fenstern ab.
All diese Informationen (und noch mehr) haben wir in unserer Verlegeanleitung zum Download übersichtlich für Sie aufgelistet.
Jetzt kommt das Dachbegrünungssubstrat aufs Dach. Warum Substrat und keine Blumenerde? Weil das Dachbegrünungssubstrat deutlich weniger wiegt als typische Blumenerde und den Pflanzen trotzdem ausreichend Halt und Nährstoffe bietet. Würden Sie Mutterboden auf Ihrer Garage verteilen, müsste diese schon fast als Bunker konstruiert worden sein.
Welches Substrat Sie wählen und wie hoch Sie es aufschütten sollten, können wir Ihnen leider nicht pauschal beantworten. Denn dabei kommt es etwa darauf an, wie hoch die Attika Ihres Daches ist: Bei einer zehn Zentimeter hohen Dachumrandung können Sie das Substrat schlecht 20 Zentimeter hoch anhäufen. Mindestens fünf Zentimeter Substratschicht sollten es aber in jedem Fall sein.
Ebenfalls wichtig ist, was Sie anpflanzen möchten. Manche Gewächse benötigen eine tiefe Substratschicht, andere geben sich bereits mit wenigen Zentimetern zufrieden. Die einen Pflanzen bevorzugen Substratsorte A, die anderen Substratsorte B. Das Zusammenspiel muss stimmen.
Als zusätzlicher Hinweis: Wenn Sie eine Förderung für Ihre Dachbegrünung beantragen möchten, kann die Substrathöhe sich als wichtig erweisen. Denn oft gelten Gründächer erst als förderungswürdig, wenn sie ausreichend Regenwasser binden können – und dabei spielt das Substrat eine entscheidende Rolle.
Lesetipp: Dachbegrünungen fördern lassen – das sollten Sie wissen
Zu guter Letzt folgen die Pflanzen. Welche das am besten sind? Nun, zum einen sollten sie sich natürlich mit der Höhe der Substratschicht vertragen. Zum anderen müssen sie robust genug sein, um hoch oben auf dem Dach zurechtzukommen. Denn dort sind sie meist deutlich stärkerer Sonneneinstrahlung ausgesetzt als unten im Garten.
Langfristig sollten sie außerdem auch längere Dürreperioden unbeschadet überstehen und in kalten Winternächten ebenfalls nicht klein beigeben. Also: robust, hitzebeständig, genügsam und wintergrün. Als Profis empfehlen wir Sedumgewächse.
Aber ob Sedum, Sukkulente oder andere Pflanzen: Achten Sie darauf, die Gewächse tief genug einzusetzen, damit die Wurzeln schnell Halt finden. Lassen Sie zwischen den Setzlingen weiterhin genug Platz, damit die Pflanzen sich ein wenig ausbreiten können. Um kahlen Stellen vorzubeugen, können Sie abschließend eine Handvoll einer Saatmischung für Dachbegrünung ausstreuen.
Im ersten Jahr müssen Sie dann noch ein paar Mal rauf aufs Dach, um Ihre grünen Zöglinge zu gießen und dafür zu sorgen, dass ihnen Löwenzahn und Co. nicht den Platz streitig machen. Dazu gehört dann regelmäßiges Gießen der Pflanzen und leider viel Unkraut zu ziehen. Denn solange man noch freies Substrat hat, hat Unkraut leichtes Spiel auf Ihrem Dach. Wenn sich dann ein dichter, grüner Pflanzenteppich gebildet hat, können Sie die Dachbegrünung ganz sich selbst überlassen und hat deutlich weniger mit Unkraut zu tun. Gelegentlich müssen Sie aber auch ihr Gründach nachpflanzen oder erneut besäen.
Klingt nach viel Arbeit? Keine Sorge, das alles geht auch etwas leichter:
Werfen Sie doch einfach mal einen Blick auf unser Plantile®-System: In den vormontierten Pflanzenkassetten ist die Drainage bereits eingebaut und um das Zusammenspiel zwischen der Höhe von Attika, Substrat und Pflanzen müssen Sie sich ebenfalls keine Gedanken machen.
Aber das vielleicht beste: Die Pflanzen sind von uns bereits vorgezogen. Für Sie heißt das nicht nur, dass die lästige Bewässerungsphase im ersten Jahr entfällt, sondern auch, dass Sie Ihre Dachbegrünung zu jeder Jahreszeit aufbauen können.
Wie schön das im Resultat aussehen kann, zeigen wir Ihnen gerne.
Lesetipp: Sie wollen noch mehr über den Aufbau einer Plantile®-Dachbegrünung erfahren? Lesen Sie hier unseren Step-by-Step-Artikel zur eigenen Dachbegrünung.
Ob Sie am Ende alles selbst in die Hand nehmen oder sich ein wenig Hilfe mit dem Plantile®-System holen, Tatsache ist: Mensch wie Natur hat mehr Grün in unseren Städten dringend nötig – Argumente gegen eine Dachbegrünung gibt es fast keine.
Wenn Ihre Garage dann irgendwann den Hängenden Gärten Konkurrenz macht, kommen Sie vielleicht auch in die Geschichtsbücher. Auf den ersten Metern helfen wir Ihnen sehr gerne weiter. Kontaktieren Sie uns einfach und lassen Sie sich zu Ihrem Gründach beraten.
Coverbild: Ana Dominguez Ruiz, weitere Bilder: Plantile
Wir lieben es über Gründächer zu sprechen
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