Ritterburg aus Spielsteinen im Stecksystem auf grünem Rasen

Kampf der Systeme: Modulare Dachbegrünung mit Kassettensystem, Matten oder im Eigenbau?

21. November 2024

10 Minuten

Wenn Sie sich einmal in Ihre Kinderzeit zurückbesinnen: Welche Ritterburg hätten Sie favorisiert? Das fertige Modell aus gegossenem Plastik, die Burg, die Sie unter Heulen und Zähneknirschen im Werkzeugschuppen zusammengenagelt haben, oder vielleicht doch lieber das Stecksystem einer bekannten dänischen Firma?

Merkwürdige Frage, denken Sie? Hier soll es doch um Gründächer gehen? Stimmt. Aber genau wie damals beim Spielzeug bieten sich auch für den Aufbau einer modularen Dachbegrünung unterschiedliche Möglichkeiten an. Die drei wichtigsten unter ihnen – das Mattensystem, das Kassettensystem und das Gründach im System Eigenbau – wollen wir in diesem Beitrag mit ihren Vor- und Nachteilen näher beleuchten.

Modulare Dachbegrünung: Die Kandidaten im Überblick

Bevor wir in den Wettkampf um die beste modulare Dachbegrünung einsteigen, gehört es sich natürlich, die Kontrahenten kurz vorzustellen. Es treten an:

Das Gründach mit Mattensystem: Ein Mattensystem für Dachbegrünungen können Sie sich vorstellen wie einen Rollrasen. Also eine bewachsene Matte, die Sie einfach nur ausrollen müssen und fertig ist das Gründach. Ob dem wirklich so ist, klären wir gleich.

Die Dachbegrünung im Kassettensystem: Eine Dachbegrünung im Kassettensystem erinnert ein wenig an das Stecksystem aus der Kindheit – ist aber deutlich angenehmer zu installieren. Es sieht auf den ersten Blick aus wie ziemlich große Balkonkästen. Anders als bei einer Fassadenbegrünung allerdings sind in den besten Kassetten alle notwendigen Komponenten einer Dachbegrünung bereits vormontiert. Auch dazu später mehr.

Dachbegrünung im System Eigenbau: Das System für Macher. Hier planen Sie Ihre Dachbegrünung am Reißbrett, kaufen alle Bestandteile einzeln und installieren jede Schicht des Gründaches von Hand. Ob – und wenn ja, welche – Vorteile das haben kann, erklären wir Ihnen ebenfalls weiter unten.

Bitte beachten Sie, dass wir uns in diesem Beitrag auf die extensive Dachbegrünung konzentrieren –auch wenn im System Selbermachen eine Intensive Dachbegrünung durchaus möglich ist. Allerdings wäre das ein unfairer Vorteil, der zur sofortigen Disqualifikation des Kontrahenten führt.

Aber genug der einleitenden Worte. Wir kommen zu unserem ersten Kandidaten für die Dachbegrünung mit System:

#1: Das Mattensystem: Dachbegrünung zum Ausrollen

Arbeitshandschuhe in Gelb-Blau auf einem glatten Rasen.

Rauf aufs Dach, Matte ausrollen und die Arbeit ist erledigt. So zumindest verspricht es die Werbung. Tatsächlich können Sie so vorgehen, wenn Sie Ihre Garage in ein Gründach verwandeln wollen. Ob Sie dauerhaft Freude an so einer Konstruktion haben, steht allerdings auf einem ganz anderen Blatt. Denn es gilt:

Vorteile

  • Schnell aufgebaut: Die vorbegrünten Matten sind in Windeseile ausgerollt und die Arbeit damit zügig erledigt.
  • Kostengünstig: Pro Quadratmeter ist das Mattensystem in der Regel eine günstige Option für ein Gründach.

Allerdings gibt es ein großes Aber – siehe Nachteile.

Nachteile

  • Installation wetterabhängig: Die Pflanzen befinden sich zunächst auf Substrat und müssen anwachsen. Deswegen können sie auch nicht zu jeder beliebigen Jahreszeit ausgerollt werden – im Hochsommer ist der Transport eher kritisch und der Bewässerungsaufwand sehr hoch, im Winter verhindern niedrige Temperaturen und Frost das Anwachsen der Wurzeln. 
  • Pflegeaufwand: Sie wirken zunächst recht unkompliziert, doch Mattensysteme benötigen in der Anfangsphase ähnlich viel Pflege wie konventionelle Dachbegrünungsmethoden. Zunächst müssen die Pflanzen sich an ihrem neuen Standort etablieren, und der Pflegeaufwand umfasst Bewässerung, Unkrautbeseitigung und gelegentliches Nachpflanzen. Erst nach der Anfangsphase reduziert sich der Aufwand für die Pflege deutlich.
  • Begrenzte Haltbarkeit: Die Pflanzmatten sind nicht besonders dick. Das dürfen sie auch gar nicht sein, denn ansonsten ließen sie sich weder aufrollen noch ohne großen Aufwand aufs Dach verfrachten. Für die Gewächse bedeutet das: Weniger Platz, sich weiter auszubreiten oder ordentlich zu verwurzeln. Dennoch kann ein gut geplantes Mattensystem mit geeigneter Substratschicht und regelmäßiger Pflege langlebig sein und eine dauerhafte Begrünung gewährleisten.
  • Geringe Artenvielfalt: Die vorkultivierten Matten bestehen in der Regel aus einer begrenzten Auswahl an Pflanzen. Diese sind zwar robust und pflegeleicht, lassen aber wenig Raum für andere Pflanzen- und dementsprechend auch Insektenarten, die sich spontan ansiedeln können.
  • Substratschicht sollte installiert werden: Damit Ihre Pflanzen auch bei Hitze und Frost gesund und vital bleiben, brauchen sie Platz für ihre Wurzeln. Deshalb sollte sich unter den Matten immer eine Schicht aus Substrat befinden. In den meisten Fällen wird loses Substrat verwendet, das direkt auf das Dach aufgebracht wird. Alternativ gibt es Lösungen in Form von Substratkästen, die zuerst aufgestellt werden, bevor die Matten darüber ausgerollt werden. Verzichten Sie auf Substrat, dann droht:
  • Schutz für Ihr Dach: Wenn Sie die Matten tatsächlich einfach auf dem Flachdach oder Carport ausrollen, könnten die Pflanzenwurzeln mit der Zeit die Dachabdichtung beeinträchtigen. Deshalb lautet unsere Empfehlung: Installieren Sie auch beim Mattensystem immer zuerst einen Wurzelschutz, bestehend aus Wurzelschutzfolie und Wurzelschutzvlies. Der sorgt dafür, dass ihr Dach langfristig dicht bleibt. Aber apropos Regen …
  • Drainage ist unverzichtbar: Zu einer guten Dachbegrünung gehört immer auch eine Drainageschicht, die Regenwasser Richtung Abfluss transportiert. Ansonsten bildet sich Staunässe, die sowohl den Pflanzen als auch dem Dach schaden kann.

Fazit

Auf den ersten Blick sieht das Mattensystem fantastisch aus: wenig Arbeit und dazu erschwinglich. Wenn Sie allerdings lange Freude an Ihrer Dachbegrünung und von Anfang an einen geringen Pflegeaufwand haben möchten, Ihnen die Artenvielfalt am Herzen liegt und Sie zudem Schäden am Dach vermeiden wollen, werden Geld- und Zeitersparnis schnell ad absurdum geführt.

Denn ohne Substrat gehen Ihre Pflanzen schnell ein. Ohne Drainage wiederum müssen Sie Ihr Dach bald sanieren. Entweder stehen Sie also vor dem Dilemma, alle Jahre wieder neue Matten kaufen und ein Abo bei Ihrem lokalen Dachdecker abschließen zu müssen. Oder Sie investieren doch Zeit und Geld in die Schichten unterhalb der Pflanzmatten. Ideal ist beides nicht. Das geht besser.

#2 Modulare Dachbegrünung mit dem Kassettensystem

Modulare Dachbegrünung mit einem Kassettensystem finden Sie in vielen unterschiedlichen Varianten. Alle Unterschiede zwischen ihnen zu berücksichtigen, würde uns an dieser Stelle vom Hundertstel ins Tausendstel führen. Deshalb beschränken wir uns auf die Dachbegrünung im Kassettensystem, die wir aus dem Effeff kennen: Unser Plantile®-System.

Vorteile:

  • Einfach zu installieren: So leicht ist modulare Dachbegrünung umgesetzt: Um aus einem Dach ein Gründach zu zaubern, stellen Sie die Module einfach nebeneinander auf. Sie müssen nichts verschrauben und nichts verankern. Das ist so einfach wie Klicklaminat verlegen. Vielleicht sogar noch ein wenig einfacher, denn ein nerviges Stecksystem gibt es auch nicht.
  • Vorbegrünt: Genau wie beim Mattensystem ist die modulare Dachbegrünung beim Plantile®-Kassettensystem bereits vollständig bewachsen. Der große Unterschied: Die Pflanzen sind hier bereits in der gesamten Substratschicht eingewurzelt. Die arbeitsaufwendige Anzuchtphase entfällt damit komplett. Sofort nach dem Aufbau sieht ihr Dach aus, als wüchse dort schon immer ein dichter grüner Teppich.
  • Robust: Wo wir schon über dicht und grün sprechen: Die Sedumgewächse in den Kassetten stecken Kälteperioden und wochenlange Dürren schadlos weg. Für Sie heißt das, weder Gießen im Sommer noch Abdecken im Winter, und der Aufbau ist zu jeder Jahreszeit möglich.
  • Mit Substrat: Dass bei dieser Dachbegrünung ein Modul inklusive der Pflanzen bis zu 19 Zentimeter hoch ist, hat gleich mehrere Gründe. Einer davon ist die großzügige Substratschicht. Den Gewächsen stehen damit ausreichend Platz für ihre Wurzeln und genügend Nährstoffe für ein gesundes Pflanzenleben zur Verfügung.
  • Und mit Drainage: Der andere Grund ist, dass die Drainage für die Dachbegrünung im Kassettensystem bereits verbaut ist. Über Staunässe müssen Sie sich also keine Gedanken machen, im Gegenteil: Ein cleveres Wasserreservoir hält einen Teil des Regens sogar zurück und stellt ihn den Pflanzen zur Verfügung.
  • Wasserreservoir: Die Kassetten sind so konstruiert, dass sie Regenwasser speichern können, wodurch es Pflanzen in trockenen Phasen zur Verfügung steht. Das reduziert den Bewässerungsaufwand und trägt darüber hinaus dazu bei, überschüssiges Wasser bei Starkregen aufzunehmen und verzögert in die Kanalisation abzugeben. Die Dachbegrünung ist dadurch pflegeleichter und leistet zudem einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Wassermanagement.
  • Artenvielfalt: Die Module sind mit ausreichend Dachbegrünungssubstrat ausgestattet, sodass sie eine individuelle Bepflanzung ermöglichen und dadurch unterschiedliche Pflanzenarten unterstützen können. Durch die Förderung der Artenvielfalt lässt sich die ökologische Funktion des Gründachs erweitern und sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität. 

Nachteile

  • Wurzelschutz ist immer Pflicht: Was sich dagegen nicht in den Modulen findet, sind Wurzelschutzfolie und -vlies. Um ein wenig zusätzliche Arbeit kommen Sie also leider nicht herum. Es sei denn, Sie mögen löchrige Dächer.
  • Teurer – zumindest auf den ersten Blick: Quadratmeter für Quadratmeter ist eine Dachbegrünung mit Kassettensystem ein wenig kostspieliger als die Rollmatten. Zumindest dann, wenn Sie Substrat und Drainage nicht einpreisen. Berücksichtigt man jedoch die Fördersummen, die für Gründächer mit Regenrückhaltung häufig beantragt werden können, relativiert sich der Preis schnell. In manchen Fällen können Kassettensysteme dadurch sogar günstiger werden als Matten, besonders wenn die langfristigen Vorteile, wie die integrierte Wasserspeicherung, einberechnet werden.

Fazit

Eine modulare Dachbegrünung mit Kassettensystem macht nicht mehr Arbeit als die Rolllösung. Ganz im Gegenteil: Sie sparen sogar noch Zeit, da sie sich nicht um die Installation einer Drainage kümmern müssen. Gleichzeitig hält die Substratschicht die Pflanzen über Jahrzehnte vital und gesund.

Dazu gesellen sich weitere Vorteile. Etwa der Schutz der Dachfläche, das bessere Raum- und Umgebungsklima und natürlich ein artgerechter Lebensraum für Insekten und andere Tiere. Verglichen mit dem Mattensystem hat das Kassettensystem eindeutig die Nase vorn.

#3 Do-it-yourself: Dachbegrünung im System Selbermachen

Ein Mann in der Rückenansicht, der durch den Gang eines Baumarkts läuft

Zu guter Letzt können Sie natürlich auch für Ihre Dachbegrünung auf jede Form von System verzichten, mit Ihrem Kleintransporter beim Baumarkt vorfahren und die Ladefläche mit Folien, Substratsäcken und Pflanzensprösslingen füllen. Daraus resultieren:

Vorteile

  • Es ist IHRE Dachbegrünung: Kein fertiges Modul, kein Stecksystem, kein Kassettensystem. Nach vollbrachter Arbeit können Sie sich an dem guten Gefühl erfreuen, etwas vollständig selbst geschaffen zu haben. Okay, vielleicht nicht ganz vollständig. Irgendwer hat schließlich die Pflanzen vorgezogen und das Substrat hergestellt. Aber was heißt das noch in der heutigen Zeit?
  • Nach Ihren Vorstellungen: Außerdem wächst auf Ihrem Gründach genau das, was Sie dort gerne hätten. Schließlich haben Sie die Pflanzen ausgewählt. Außerdem existieren vielleicht ein paar Extras für die Dachbegrünung, die es bei den anderen Systemen nicht gibt. Vielleicht Walderdbeeren in Griffhöhe?

Nachteile

  • Es ist unglaublich viel Arbeit: Machen wir uns nichts vor. Eine Dachbegrünung von der Pike auf selbst zu bauen, kann Sie ganze Arbeitswochen kosten. Zudem benötigen Sie natürlich die entsprechende Ausrüstung, um alle Materialien aufs Dach zu hieven, denn das Substrat einfach eimerweise die Leiter hinaufzutragen, ist mehr als nur mühselig.
  • Es wird schnell sehr teuer: Eine vollständig selbst angelegte Dachbegrünung kann schnell teuer werden – weniger wegen der Materialien, sondern vor allem durch den Arbeitsaufwand. Die Materialien sind in dieser Variante deutlich günstiger, da die Kosten für die Vorarbeit durch Gärtner oder die Fertigung eines Komplettsystems entfallen. Doch wenn man die benötigten Stunden eines Dachdeckers oder die eigene Arbeitszeit einberechnet, können die Gesamtkosten pro Quadratmeter schnell steigen, insbesondere bei komplexen Projekten. Der höhere Aufwand spiegelt sich letztlich in den Arbeitskosten wider.

Fazit

Die selbst angelegte Dachbegrünung ist kein System, sondern ein Projekt für Menschen, die eine Herausforderung suchen oder sich selbst ausprobieren wollen. Wer einfach nur ein grünes Dach haben möchte, sollte sich lieber anderweitig umschauen.

Sollten Sie jetzt allerdings sagen: „Selbstgemacht ist genau mein Ding“, dann verweisen wir Sie auf unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung. Dort erfahren Sie genau, worauf Sie bei einer Dachbegrünung Marke Eigenbau achten sollten – von der Pflanzenauswahl bis zur Pflege.

Dachbegrünungssysteme: Sie küren Ihren Sieger

Welches Gründach-System für Sie das Richtige ist, können wir Ihnen natürlich nicht sagen. Vielleicht interessiert Sie vor Ihrer Entscheidung auch, ob eine Dachbegrünung an sich Nachteile besitzt?

Aber um noch einmal zur einleitenden Frage unseres Beitrags zurückzukommen: Das Mattensystem wäre eine Ritterburg aus gegossenem Plastik – wenn ihr kleiner Bruder einmal drauftritt, ist sie kaputt. Das Kassettensystem ist die Burg aus Steckbausteinen mit Zugbrücke, Geheimausgang und einem echten Katapult auf dem Turm. Und das System Selbermachen? Das sind ein Stapel Bretter, ein paar Nägel und Opas alter Fuchsschwanz …

Wenn Sie mehr über Ritterburgen erfahren möchten oder Fragen zu unserem Dachbegrünungssystem haben, dann melden Sie sich gerne bei uns. Wir freuen uns auf Sie!

Coverbild: Nik, weitere Bilder: Mihály Köles, Oxana Melis

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