Zwei Hände halten lockere, nährstoffreiche Erde. Steht für die Bedeutung eines optimalen Substrats in der Dachbegrünung.

Substrat für die Dachbegrünung: Die perfekte Mischung für Ihr Gründach

5. Februar 2025

9 Minuten

Wenn Sie einen Spaziergang durch einen Wald unternehmen, über eine Heide oder eine Bergwiese, machen Sie sich wahrscheinlich keine Gedanken, worauf Sie da gerade herumlaufen. Ganz anders geht es Bodenwissenschaftler:innen.

Sie unterteilen das Erdreich in unseren Landen zunächst in die vier Bodenarten Sand, Schluff, Ton und Lehm und splitten diese dann weiter in 56 Bodentypen auf; je nach Zusammensetzung. Von jedem Bodentyp wiederum gibt es Sub- und Mischtypen und vermutlich wird Ihnen spätestens jetzt klar, wieso das Ganze eine eigene Wissenschaft ist.

In diesem Beitrag widmen wir uns daher nur einem einzigen Boden: dem Substrat für eine Dachbegrünung. Aber was genau ist eigentlich Substrat? Wie sollte es sich für ein Gründach am besten zusammensetzen? Und welche Besonderheiten sind auf den verschiedensten Dächern zu beachten?

Rede und Antwort hat uns für diesen Beitrag ein Mann gestellt, der sich bestens auskennt: Thomas Viehweg, Gärtnermeister in vierter Generation, Mitentwickler unseres Plantile®-Systems, Erfinder modularer Balkonkästen für Ikea und selbstverständlich stolzer Besitzer eines begrünten Dachs.

Definitionsfrage: Was ist Substrat?

Wir beginnen bedächtig und klären zunächst, wovon überhaupt die Rede ist, wenn wir Substrat sagen. Denn tatsächlich versteht eine Biochemikerin unter dem Begriff etwas völlig anderes als ein Ökologe. Sogar in der Linguistik und Philosophie taucht der Begriff auf.

Die Bedeutung im Bereich Gartenbau und als Substrat für die Dachbegrünung erklärt uns Experte Thomas ganz einfach:

“Substrat ist im Grunde eine Mischung aus möglichst natürlichen Materialien, die dann den Boden bilden, für die Pflanzen, die wir dann da hineinsetzen.”

In diesem Sinne bezeichnet Substrat also den Nährboden, auf dem eine Pflanzenkultur wächst. In seiner Zusammensetzung ist das Substrat dabei immer auf die Bedürfnisse der angepflanzten Gewächse abgestimmt und kann aus organischen, mineralischen sowie synthetischen Bestandteilen bestehen.

Anders als oft angenommen, wird Substrat also nicht immer aus groben Körnern gebildet. Strenggenommen ist auch der Sack mit Geranienerde ein Substrat. Die Kieseinfassung Ihres Beetes ist dagegen kein Substrat, selbst wenn sich eine Distel durch die Steinchen gekämpft hat. Denn der Kies wurde nicht ausgewählt, damit Disteln besonders gut gedeihen, sie sind einfach nur sehr hartnäckig.

Expertenwissen: Wie sieht das ideale Substrat für Dachbegrünung aus?

Ein junger Pflanzensprössling wächst aus dunkler Erde, im Hintergrund weitere kleine Pflanzen. Symbol für gesundes Wachstum und ökologisches Gleichgewicht.

Also: Substrat ist so ziemlich jede Mischung aus organischen und anorganischen Materialien, die für ein gesundes Leben der angepflanzten Gewächse sorgen. Doch warum ist Substrat bei Dachbegrünungen so wichtig?

“Die Pflanzen wachsen nur ganz schwer irgendwo auf der Dachpfanne oder auf der Dachabdichtung an sich. Sie brauchen ein Medium, in das sie mit ihren Wurzeln hineingehen und aus dem sie dann auch ihre Nährstoffe ziehen können. Denn zum Teil kommen die aus der Luft, aber zum Teil holen die Pflanzen sich die auch einfach aus dem Substrat.”

Um zu verstehen, wie der beste Mix für ein Gründach aussieht, sollten wir uns zunächst die Bedingungen auf Garage, Carport und Co. vor Augen führen:

In luftiger Höhe herrschen für Pflanzen extreme Bedingungen. Entweder ist die Sonneneinstrahlung aufgrund der exponierten Lage besonders intensiv und andauernd oder es herrscht den Großteil des Tages Vollverschattung – etwa, weil die Garage sich zwischen zwei Häuser quetscht.

Außerdem steht Pflanzen nur wenig Platz für ihre Wurzeln zur Verfügung. Auf blanker Dachpappe haben sie ziemlich genau null Zentimeter Spielraum, aber auch mit einer Substratschicht ist der Platz begrenzt. Denn Erde meterhoch auf ein Dach zu häufen, wäre mit Hinblick auf seine Traglast jenseits von Gut und Böse.

Was sich daher auf den meisten Dächern tummelt, sind robuste, genügsame Sedumgewächse. Und genau auf diese Pflanzen sollte das Substrat für die extensive Dachbegrünung zugeschnitten sein.

#1 Dachbegrünungssubstrat: Bitte mit geringem organischen Anteil

Sie erinnern sich? Substrat besteht aus mineralischen Bestandteilen – wie Vulkangestein, Ton oder Sand – und organischen Substanzen – etwa Kompost. Damit Sedum gut gedeiht, dürfen im Substrat nicht zu viele organische Anteile enthalten sein.

Denn zunächst würden Sedumpflanzen auf solch fetten Böden anfangs zwar wunderbar wachsen, sie würden allerdings bald von anderen Pflanzen verdrängt, die noch viel schneller wachsen. Böse Zungen nennen solche Gewächse auch Unkraut. Ist der Untergrund dagegen eher steinig, breitet Sedum sich durchgängig aus und lässt einfach keinen Platz für andere Beikräuter.

Außerdem hat Organik bekanntlich die Eigenschaft, sich zu zersetzen. Wenn Sie also eine Torfschicht auf Ihrem Dach verteilen, geht das vielleicht ein paar Jahre gut. Irgendwann aber hat sich der Torf förmlich aufgelöst. Von ihrem Substrat ist dann nichts mehr übrig, außer einer harten Schicht, die vor allem aus den Ausscheidungen von Kleinstlebewesen besteht.

Deshalb gilt: Langfristig sind Mischungen für ein ausgewogenes Dachbegrünungssubstrat mit einem organischen Anteil von nicht mehr als 15 Prozent die optimale Lösung.

#2 Porös muss das Substrat für die Dachbegrünung sein

Weiterhin sollte die Oberfläche, auf die die Pflanzen gesetzt werden, schön rau und offen sein. Denn so kann Regenwasser nicht nur gut in das Substrat eindringen, sondern vor allem kann es auch wieder ablaufen.

Warum denn ablaufen, möchten Sie wissen? Pflanzen brauchen doch Wasser. Stimmt, aber anders als im Garten ist der Wasserabfluss auf einem Dach meist stark begrenzt. Wird der Niederschlag zu sehr gestaut, haben Sie bald ein Sumpfbiotop auf Ihrer Garage.

Deshalb gilt: Ihr Substrat für die Dachbegrünung enthält im Idealfall eine großzügige Portion Vulkangestein. Denn dieses Mineral ist ebenfalls in der Lage, Wasser für die Pflanzen zu speichern, gibt es aber nur langsam wieder ab und versumpft so nicht.

#3 Gründach & Substrat: Auf ausreichende Höhe achten

Auch, wenn Sedum eine sehr genügsame Pflanze ist, ausreichend Platz für seine Wurzeln benötigt das Gewächs trotzdem. Mindestens fünf Zentimeter Substrathöhe müssen es schon sein – von Dachbegrünungen zum Ausrollen sollten Sie daher die Finger lassen.

Allerdings reichen fünf Zentimeter zwar dem Sedum, nicht aber allen städtischen Behörden. Damit eine Dachbegrünung erlaubt – und häufig auch förderungswürdig – ist, muss die Substrathöhe laut zahlreicher Verordnungen mindestens acht Zentimeter betragen.

Die Idee dahinter ist, dass mehr Substrat auch mehr Wasser bindet und so das Umgebungsklima verbessert, Hochwasserkatastrophen vorbeugt und Städte vor dem Hitzekollaps bewahrt. Prinzipiell alles richtig, aber spätestens, wenn Kommunen auf zwölf Zentimetern und mehr beharren, wird es ein wenig problematisch.

Denn zum einen verbraucht auch die Herstellung von Substrat Ressourcen und zum anderen haben Dächer nun mal nur eine begrenzte Traglast. Aus technischer Sicht gäbe es einfachere Lösungen, mehr Wasser zu speichern. Aber sei’s drum.

Deshalb gilt: Informieren Sie sich bei Ihrer Kommune, wie hoch das Substrat sein muss, damit Sie eine Förderung Ihrer Dachbegrünung beantragen können und unterschreiten Sie trotzdem nie eine Höhe von fünf Zentimetern.

#4 Das richtige Gewicht: Tipps für Substrat bei Dachbegrünung

Dieser Punkt mag zunächst ein wenig paradox klingen – schließlich haben wir gerade noch erwähnt, dass eine Dachbegrünung keinesfalls zu schwer werden sollte. Dennoch darf das Substrat auch nicht zu leicht sein, denn auch das würde unangenehme Folgen nach sich ziehen.

Sind Sie auf der Suche nach einer besonders leichten Dachbegrünung, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine Reduzierung der Substratmenge kann zwar Gewicht sparen, aber der empfohlene Mindestaufbau von 5 cm sollte nicht unterschritten werden. Ebenso kann ein höherer Anteil an organischem Material das Substrat leichter machen, jedoch sollte der Mineralikanteil weiterhin über 85 % liegen, um langfristige Stabilität zu gewährleisten. Auch extrem leichte Mineralik kann eine Option sein, doch hier ist Vorsicht geboten: Viele dieser Materialien erfordern eine energieintensive Verarbeitung oder bestehen aus begrenzt verfügbaren Rohstoffen, was ihre Umweltbilanz verschlechtert.

Deshalb gilt: Eine ausgewogene Balance ist entscheidend. Das Substrat sollte leicht genug sein, um die Dachlast nicht zu überschreiten, aber dennoch ausreichend mineralische Bestandteile erhalten, um eine nachhaltige und widerstandsfähige Begrünung zu gewährleisten.

#5 Substratarten für schräge Dächer: Dachneigung beachten

Dächer mit Neigung verkomplizieren nicht nur die Montage einer Dachbegrünung, sie haben auch Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Substrats. Denn was geschieht, wenn Regen auf einen Hang fällt? Richtig, er fließt abwärts.

Diese einfache physikalische Tatsache kann auf Ihrem Gründach zu einer regelrechten Erosion führen. Das Substrat wird abgetragen und fortgespült; insbesondere dann, wenn es sehr fein und leicht ist. Ergo: Schweres Dachbegrünungssubstrat wählen, aber gleichzeitig eines, das Wasser gut speichern kann, denn sonst steht den Pflanzen nicht mehr ausreichend Nass zur Verfügung.

Deshalb gilt: Substrat für eine extensive Dachbegrünung auf dem Schrägdach ist leider ein ordentlicher Spagat. Spätestens bei einer Dachneigung größer als 15 Grad sollten Sie sich Ihr Substrat von einem Fachmann zusammenstellen lassen und keine Fertigmischung aus dem Baumarkt kaufen.

#6 Nachhaltige Substrate für Dachbegrünung: Bitte auch an morgen denken

Dachbegrünungen sehen nicht nur schön aus. Vor allem sind sie ein wichtiger Beitrag für den Umweltschutz: Mehr Grün in den Städten, Lebensraum für Tiere, gegen den Klimakollaps unseres Planeten. Allerdings führt das falsche Substrat diesen Umstand schnell ad absurdum.

Denn zur Torfgewinnung etwa werden ganze Moore trockengelegt. Manche mineralische Substanz wie Ton muss industriell hergestellt werden. Und künstliche Alternativen wie zum Beispiel Mineral- oder Glaswolle sind eine ökologische Vollkatastrophe. Wenn Sie sich für ein Substrat für die Dachbegrünung entscheiden, achten Sie daher bitte immer auf Zertifikate und Umweltsiegel.

Da wäre zunächst etwa die sogenannte FLL (Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft für Landwirtschaftliche Bodenverbesserung) Norm, die eine umweltgerechte Substratherstellung regelt. Als strengstes Umweltsiegel gilt weiterhin die Auszeichnung von Bioland. Ein Dachbegrünungssubstrat, das dieses Siegel trägt, könnten Sie sogar zu Pulver zermahlen und probieren, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

Deshalb gilt: Im Sinne von Nachhaltigkeit und Umweltschutz lohnt es sich, auf die richtigen Zertifikate zu achten. Auch dann, wenn solche Substrate ein paar Cent mehr kosten.

Plantile®: Das beste Substrat für die Dachbegrünung gleich mit an Bord

Eine offene Plantile®-Kassette zeigt das mehrschichtige Substratsystem mit Drainage, Substrat und vorgegrünten Pflanzen für einfache Dachbegrünung.

Alles gar nicht so schwer, oder? Einfach auf einen ausreichend großen mineralischen Anteil und genügend Porosität achten, die passende Höhe ausbringen, das Gewicht und Dachneigung einkalkulieren und natürlich den Umweltaspekt nicht vergessen.

Aber bevor Sie jetzt zum Handy greifen, um doch eine Bodenwissenschaftlerin anzurufen, melden Sie sich lieber bei uns. Denn in unseren Plantile®-Kassetten ist das perfekte Substrat für die Dachbegrünung direkt mit dabei. Optimal abgestimmt auf unsere 16 Sedumsorten und natürlich ausreichend hoch für die kommunale Förderung.

Sie haben Fragen oder möchten direkt mit der Dachbegrünung loslegen? Kontaktieren Sie uns, wir freuen uns auf Sie!

Coverbild: Gabriel Jimenez, weitere Bilder: Satheesh Sankaran

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